Auf den Kater gekommen

Kater Kurt

Hier steht Kater Kurt im Mittelpunkt.

Nicht immer müssen Menschen die Öffentlichkeitsarbeit auf einem landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen. Manchmal tut es auch eine engagierte Katze. Auf diese Idee kam Karsten Beck von der Bestkorn KG in Dorstadt bei Wolfenbüttel in Niedersachsen. Die Beschäftigung von Katzen wirft natürlich Fragen auf, die wir mit einem Augenzwinkern versuchten zu klären.

Auf Ihrer Internetseite http://www.bestkorn.de bloggt ein Kater namens “Kurt” seit 2017 über den Alltag auf Ihrem Betrieb und landwirtschaftliche Fachthemen. Sein Profil beschreibt ihn mit „Jahrgang 2011, Dipl.-Katz., Verantwortungsbereiche: Public Relations, Communications & Public Affairs, Schadnagerbekämpfung“ und er hat sogar eine eigene E-Mailadresse. – Wie haben Sie ihn dazu motiviert?

Mir ging es sicherlich so wie vielen Landwirten: Neben den laufenden Arbeiten im Betrieb und am Schreibtisch war einfach keine Zeit für Öffentlichkeitsarbeit. Kater Kurt schien damals mit seinem bisherigen Aufgabenbereich, der Schadnagerbekämpfung, nicht ausgelastet zu sein. Als ich eines Tages den schlafenden Kater Kurt im Wohnzimmer erblickte, war klar, wer das neue Ressort bearbeiten sollte. Bei Betriebsbesichtigungen muss ich dann aber doch oft ran, weil Kater Kurt angeblich die ganze Nacht durchgearbeitet hat und auf das Arbeitszeitgesetz verweist.

Es ist der falsche Ansatz den Verbrauchern nur vorzuhalten, dass sie doch gefälligst weniger nach Mallorca fliegen sollten oder ihnen vorzuwerfen, die falschen Einkäufe zu tätigen. Wichtig ist ein respektvoller Umgang miteinander. Ich habe gemerkt, dass es grundsätzlich ein großes positives Interesse an der Landwirtschaft gibt, das bedient werden sollte. Letztendlich haben viele landwirtschaftliche Betriebe einen hohen Umweltstandard und praktizieren z. B. integrierten Pflanzenschutz. Der Boden ist für viele Betriebsleiter das höchstes Gut, das sie mit viel Aufwand bewahren wollen. Dies müssen wir der Gesellschaft aber auch erklären. Selbst meinen Freunden werden Themen wie Nitrat und Glyphosat medial dermaßen um die Ohren gehauen, dass ich ihnen erst einmal mühsam erläutern muss, dass der Nitratgehalt in unserem Grundwasser vor Ort sehr niedrig ist und Düngung auch der Bodenfruchtbarkeit dient.

Welche Themen oder Blog-Beiträge werden am Häufigsten gelesen?
Der Blog hat drei Komponenten: Zunächst wird unser Betrieb vorgestellt: Hier wird erklärt, warum wir Humus aufbauen und wie wir auf den Klimawandel reagieren. Dann werden allgemeine Themen der Landwirtschaft besprochen. Ein dritter Aspekt des Blogs ist der Charakter des eingebildete und hochnäsige Katers Kurt, der meint, dass das betriebliche Audit nur bestanden wurde, weil er zu Beginn eine dicke Maus gefangen hat. Grundsätzlich werden die informativen Seiten aber häufiger aufgerufen als Kurts Marotten.

Erhält Ihr Kater auch Rückmeldung per E-Mail zu seinen Beiträgen? Schreiben ihm auch andere Katzen, Verbraucher oder fachlich Interessierte aus der Agrarbranche?

Kater Kurt ist ein „Frauentyp“. Ich kann es nicht genau sagen, aber anhand der Rückmeldungen werden vermutlich die weiblichen Leser überwiegen. Kurt bekommt gelegentlich schon mal ein Kompliment zu seiner fotogenen Seite zugeschickt. Avancen von anderen Katzen hat er aber noch nicht bekommen. Die Resonanz von unseren Nachbarn, Handelspartnern und Bekannten ist sehr positiv. Kater Kurt ist schon ein Alleinstellungsmerkmal für den Betrieb.

Landwirtschaftliche Betriebe haben sehr selten spezielle Mitarbeiter für PR und Kommunikation angestellt. Sie haben das Problem mit Kurt ja kreativ gelöst. Was halten Sie von der Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft insgesamt: Wer soll dafür zuständig sein, wer erreicht am meisten Menschen, wer ist am glaubwürdigsten?

Viele Menschen wünschen sich einfache Lösungen. Unser Problem ist, dass die Landwirtschaft ein sehr komplexes Feld ist. Hier gibt es oft keine einfachen Lösungen. Stattdessen hat z. B. der Pflugverzicht Vor- aber auch Nachteile. Es gibt keine klare Schwarz-Weiß-Trennung. Über die Figur des Katers Kurt werden diese teilweise trockenen und komplexen Themen in einfachen Worten erklärt. Wir dürfen dabei unsere Glaubwürdigkeit aber nicht verspielen und müssen Missstände auch deutlich benennen. Trotzdem darf der Humor nicht verloren gehen: Die anfangs angesprochenen Verantwortungsbereiche in Kurts Profil entstammen, mit Ausnahme der Schadnagerbekämpfung, dem Profil des Vorstandssprechers eines großen Zuckerunternehmens. Die Ernsthaftigkeit, mit der Kurt Cross-Compliance-Kontrollen und Audits erklärt, zeigt deren Absurditäten auf.

Eigentlich ist ja Öffentlichkeitsarbeit in einem kleinen Betrieb nur schwer zu bewerkstelligen, das Internet macht es aber doch möglich.

Warum ist Kater Kurt nicht in Sozialen Medien unterwegs?

Dies ist der begrenzten Zeit geschuldet. Wenn alle Kanäle bedient werden sollen, ist das schon sehr aufwendig. Außerdem findet eine Kannibalisierung zwischen den Kanälen statt. Mir war es erst einmal wichtig den bedeutendsten Kanal, das Internet, zu bedienen. Das heißt aber nicht grundsätzlich, dass Kater Kurt nicht auch irgendwann auf Facebook und Twitter seine Follower bedienen wird. Alles eine Frage der Zeit. Ich hatte mich sogar schon für ein Seminar zu diesem Thema angemeldet, welches aber aufgrund der Corona-Krise ausgefallen war.

 

und hier geht es zum Blog von Kater Kurt: www.bestkorn.de/kurt/ 

Ein Gedanke zu „Auf den Kater gekommen

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