Die Mär von der Abhängigkeit

Foto: BESH

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Deutsche Landwirte sind abhängig von nur wenigen Großkonzernen? NGOs und andere Lobbyisten treibt die Sorge ums Wohl unserer Landwirte durchs Land. Sie wollen ihre schützenden Hände über die Gebeutelten ausbreiten. Sie scheuen weder Kosten noch Mühen, sind nach Leverkusen gereist, denn dort braut sich bereits neues Unheil zusammen.

„Die Fusion von Bayer und Monsanto bedroht die Existenz von Bauern auf der ganzen Welt! Wir Bauern werden nicht tatenlos zusehen, wie wir immer mehr von Chemiemultis und Saatgutkonzerne abhängig werden!“ So polterte Rudolf Bühler von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall. Dabei durften seine eigens aus dem 350 Kilometer herbei geschafften 40 Schweine nicht einmal medienwirksam an der Kundgebung teilnehmen. So eine weite Anreise der Tiere – war das die Sache wert? Aber vielleicht fährt Bühler mit seinen Hällischen Schweinen gleich weiter Richtung Den Haag, den halben Weg hat er ja schon geschafft.

Doch zurück nach Leverkusen. „Warum sollten wir als Bäuerinnen und Bauern multinationale Konzerne über unsere Lebensgrundlagen und unsere Lebensmittelerzeugung entscheiden lassen?“, fragte nämlich auch Georg Janssen von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft mit Blick auf die drohende Monopolstellung von Bayer-Monsanto.

Beide, Bühler und Jansen, werden im November wahrscheinlich auch nach Hannover reisen. Zur EuroTier, der bedeutendsten Fachausstellung Europas für die tierische Veredlung. Bayer ist dann zwar schon da, aber lediglich als EINER von rund weiteren 2.500 Ausstellern. Bei der Beschaffung ihrer Betriebsmittel stehen Landwirte heute eher vor der Qual der Wahl. Ein Blick auf das Ausstellerverzeichnis macht es deutlich. Von A wie Algen und Microcrops über M wie Melktechnik bis Z wie Zuchttiere reichen die präsentierten Produkte und kommen aus 57 Ländern von A wie Ägypten über N wie Neuseeland bis Z wie Zypern. Monopolstellung sieht anders aus. Und nächstes Jahr ist Agritechnica, da geht das gleiche Spiel von vorne los, auch wieder MIT Bayer und anderen 2.000 Anbietern.

Ach ja, und noch etwas. Ist man eigentlich gezwungen, bei VW sein Auto zu kaufen, nur weil diese Marktführer in Europa sind?

ch

5 Gedanken zu „Die Mär von der Abhängigkeit

    1. phillip.braendle@posteo.de

      Moin,

      wo Du von „Z wie Zuchtiere“ und der Eurotier sprichst – eine Frage: Wie ist den die aktuelle Verteilung der Herdbuchtiere nach Rassen in Deutschland?

      Beste Grüße,
      Phillip

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  2. jonas

    Bedenklich ist doch eher der Trend einer vorgegaukelten Wahlfreiheit: Zu VW gehören heute Volkswagen Pkw, Audi, SEAT, ŠKODA, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche, Ducati, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Scania und MAN. Am Markt sehen die Fahrzeuge wie eigene Fabrikate aus, die zueinander in Konkurrenz stehen. Hinter PSA stehen Peugeot, Citroën und DS. Der Markt sieht also belebter aus, als er tatsächlich ist. Das muss natürlich nicht von Vornherein schlecht sein. Aber nachdenken darf man als Einkäufer über diese Entwicklung schon.

    Notfalls lese ich einfach einen Produkttest in einer von Rupert Murdochs 176+ Zeitungen, um eine unabhängige Kaufentscheidung zu treffen.

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  3. Sabine

    Hallo, schöner Beitrag!

    Wollte nur den Tipp geben, dass man über http://www.mein-bauernhof.de einfach und schnell den nächsten Hofladen oder Wochenmarkt finden kann 🙂 bisschen mehr Direktvermarktung kann den Landwirten sicher nicht schaden.

    VG
    Sabine

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