Das Image der Landwirtschaft wird, wie wir bereits wissen, geprägt von Kindheitserinnerungen, Fernsehsendungen und Berichten aus Zeitungen und Internet. Die wenigsten Menschen haben noch einen direkten Kontakt zu Landwirten. Der Anteil der Landwirte an der Gesamtbevölkerung sinkt immer weiter. Deshalb ist es für die verbliebenen Betriebe umso wichtiger, aktiv an ihrem Image zu arbeiten. Das macht man heute mit Öffentlichkeitsarbeit, Public Relations, oder kurz PR. Übersetzt bedeutet Public Relations Beziehungen zur Öffentlichkeit und das trifft es aus meiner Sicht besser als der deutsche Begriff. Es geht darum, als landwirtschaftlicher Betrieb eine gute Beziehung zu seinem Umfeld / Öffentlichkeit aufzubauen.
Der Grund dafür ist einfach, die immer größer werdenden landwirtschaftlichen Betriebe und Maschinen mit immer weniger in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen treffen auf immer mehr Nichtlandwirte in ihrer Umgebung. Mancherorts wird schon von Agrarfabriken gesprochen.
Von außen nur schwer einzusehen, bleiben die Ställe und Aktivitäten der modernen Landwirtschaft für “Nichtlandwirte” ein Mysterium. Unkenntnis führt dann leicht zu allen möglichen Vermutungen, vor Allem wenn es zu allfälligen Immissionen, wie Lärm, Geruch oder Verschmutzungen kommt. Da wird der landwirtschaftliche Betrieb schnell zum Ärgernis der größeren Masse der Nichtlandwirte. Wer hier kein intaktes und tragfähiges Verhältnis zu seinen Mitmenschen hat, wird sehr schnell zu einem Feindbild.
PR oder Öffentlichkeitsarbeit ist Prävention. Damit erst anzufangen, wenn die Konflikte schon da sind, ist zu spät. Gute Beziehungen baut man besser in friedlichen Zeiten auf. Wie so eine PR-Arbeit der Landwirte aussehen kann, zeigt eine Publikation der Schweizer Landwirte. Die im Juni 2009 erschienene Broschüre “Stadt und Land begegnen sich – PR-Chancen für den Hof” zeigt einige Ansätze, wie man den Nichtlandwirten Landwirtschaft näher bringen kann. Zur Infobroschüre gibt es noch eine Checkliste wie man PR als Landwirt anwenden kann.

Download unter: http://www.lid.ch/fileadmin/user_upload/lid/Produkte/Broschueren/10995d_Sonderdruck_PRChancen.pdf
In dieser Hinsicht sind die Schweizer vorbildlich, im Gegensatz zum Deutschen Bauernverband, der 2009 eine offizielle Rüge des Deutschen Rat für Public Relations (DRPR) wegen verdeckter PR-Arbeit erhalten hat, anstatt seinen angeschlossenen Betrieben ein Konzept zur Imageverbesserung an die Hand zu geben.
Nach dem Führungswechsel an der Verbandsspitze in 2012 bleibt zu hoffen, das sich das Sprachrohr der Landwirte auch in seiner Aussenwirkung erneuert. Weg vom ewigen Jammern und Festhalten an behindernden Subventionen hin zur Erneuerung des Stolzes des freien Bauern. Wie Martin Dittrich in unserer Livesendung vom 17.12.2012 bestätigt, muss man als Landwirt zu 100 % hinter dem stehen, was man macht. Er betreibt schon aktiv PR und lädt Nichtlandwirte ein seinen Hof zu besichtigen.
Doch wie sieht gute PR in einem landwirtschaftlichen Betrieb konkret aus?
In der Öffentlichkeitsarbeit muss zuerst ein Verständnis für die Lage der Nichtlandwirte rund um den Betrieb aufgebaut werden. Nur wer versteht, wie die Anderen ticken kann sich in deren Lage versetzen und findet die Ansatzpunkte um mit ihnen ein wertschätzendes Miteinander zu gestalten.
Mit einem Tag des offenen Hofes schafft man Kontakt zur Bevölkerung und damit auch Verständnis für die Tätigkeiten. Im Gespräch kann man heraus finden ob und was die Mitmenschen am Betriebsgeschehen stört. Zuhören und Verstehen sind dabei wichtige Eigenschaften. Aus den gewonnenen Erkenntnissen versucht man Mittel und Wege zu finden, wie Ärgernisse kostensparend abgestellt werden können. Dazu gehören zum Beispiel die freiwillige Selbstverpflichtung, laute Tätigkeiten nicht zu früh oder zu spät durchzuführen, oder Gülle in der Nähe von Wohnbebauung geruchsbindend auszubringen.
Ein Beispiel von einem Großbetriebes in Norddeutschland zeigt was man noch alles machen kann. An die große Biogasanlage wurde eine Imkerstation gebaut, die von den lokalen Schulen besichtigt werden kann. Der Landwirt hat sich selbst öffentlich verpflichtet in der Erntezeit soweit wie möglich nicht durch den Ort zu fahren und wenn es nicht anders geht mit maximal 30 km/h um den Lärm in Grenzen zu halten. Die Anschaffung einer Kehrmaschine zur Reinigung der Strassen unmittelbar nach der Ernte trägt auch zur friedlichen Koexistenz bei und wird inzwischen auch auf den Supermarktparkplätzen gewinnbringend eingesetzt.
Ein jährliches Hoffest mit Spezialitäten aus dem eigenen Betrieb rundet die Aktivitäten des Betriebes ab. Zusätzlich wurde ein guter Kontakt zur lokalen Presse geschaffen. Regelmäßige Informationen über bevorstehende mögliche Behinderungen durch Ernteeinsätze nehmen den Druck im Vorfeld raus. Inzwischen wenden sich die Redakteure der Zeitung an den Landwirt, wenn es um Themen aus dem Agrarbereich geht.
Aber auch das Internet als Medium sollten landwirtschaftliche Unternehmer nicht außer Acht lassen. Eine eigene Homepage oder gar ein Blog mit aktuellen Berichten und Einsichten in den Betrieb oder gar die Pflege einer Social Media Präsenz können findige Betriebe in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit und dem Umfeld nutzen. Ein Einstieg sollte aber gut überlegt und strategisch geplant sein, denn Social Media darf genau wie PR nicht mit Werbung verwechselt werden. Bei beiden Formen steht die Kommunikation auf Augenhöhe im Vordergrund.
Je größer der Betrieb, desto eher wird er als der Goliath angesehen, der den vielen kleinen Davids von oben herab Unmögliches zumutet. Da tun sich die Menschen sehr schnell zusammen und gründen eine Bürgerinitiative, um z.B. Den neuen Stall im Aussenbereich, oder die Biogasanlage zu verhindern. Im Umgang mit diesen Bürgerinitiativen ist Fingerspitzengefühl, Offenheit und Transparenz das beste Mittel. Ein offener Streit geht meist zu Lasten des landwirtschaftlichen Betriebes aus, da sich auch die Politiker lieber auf die Seite mit den vielen Wählerstimmen schlagen.
Einbinden statt bekämpfen heist damit die Devise auf Seiten der Landwirte. Lieber einen nicht so optimalen Kompromiss als gar keine betrieblichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Im Extremfall holt man sich die professionelle Unterstützung eines Experten dazu.
Wie sieht es in Ihrem Betrieb aus? Machen Sie schon aktive PR? Haben Sie Beispiele für Ihre Kollegen, damit die daraus lernen können? Schreiben Sie uns eine Email oder hinterlassen Sie uns einen Kommentar.
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